Viel getan und viel mehr zu tun!

Die zahnmedizinische Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf und/oder Beeinträchtigung heute

Eines der erklärten Ziele unserer Initiative ist das Erreichen einer Verbesserung der mundhygienischen Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf und/oder Beeinträchtigung sowohl in Pflegeeinrichtungen als auch zu Hause. Wenn sich auch die Zahngesundheit bei älteren Patienten durch eine gute zahnmedizinische Versorgung und erfolgreiche Prophylaxe in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat, so alarmierend deutlich verschlechtert sich die Situation von Patienten mit Beeinträchtigung und pflegebedürftigen Senioren.

Die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) des Instituts der Deutschen Zahnärzte im Auftrag von Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung kommt hier zu einem klaren Fazit: Ältere Menschen mit Pflegebedarf und Menschen mit Beeinträchtigung weisen eine schlechtere Zahn- und Mundgesundheit auf als die gesamte Altersgruppe der älteren Senioren (75- bis 100-Jährige) 1).

Vergleich-Pflegebedarf-Mundgesundheit

So haben beispielsweise Menschen mit Pflegebedarf eine höhere Karieserfahrung (24,5 vs. 21,6 DMF Zähne) und weniger eigene Zähne (22,4 vs. 17,8 fehlende Zähne) als die gesamte Altersgruppe der älteren Senioren. Während lediglich ein Drittel der 75- bis 100-Jährigen keine eigenen Zähne mehr hat, ist heute bei den Menschen mit Pflegebedarf in dieser Altersgruppe jeder Zweite zahnlos.
Die verbleibenden eigenen Zähne sind weniger funktionstüchtig und weisen auch einen höheren Behandlungsbedarf auf. 1)    

Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf die Zahl 2) der Betroffenen. Allgemein gelten in Deutschland 7.766.573 Menschen als schwerbeeinträchtigt (2017), rund 24 % von ihnen mit einem GdB von 100. Zwischen 2005 und 2015 stieg ihre Gesamtzahl um 12,6 %. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren es am Jahresende 2017 rund 151 000 (2 % mehr) als am Jahresende 2015. Somit sind 9,4 % der gesamten Bevölkerung in Deutschland schwerbeeinträchtigt. Die Hälfte (55 %) der schwerbeeinträchtigten Menschen in Deutschland ist 65 Jahre und älter.  25 Prozent gehören zur Altersgruppe der 55- bis 65-Jährigen, nur 2,4 % sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.  86 % (+17%) der Schwerbeeinträchtigungen gehen auf allgemeine Krankheiten und Impfschäden zurück, 4 % (-6%) auf eine angeborene Beeinträchtigung, 2 % auf die Folge von Unfällen und Berufskrankheiten. Nahezu zwei Drittel (64 %) der Beeinträchtigungen sind körperlicher Natur (+5%), gefolgt von zerebralen Störungen sowie kognitiven und/oder seelischen Beeinträchtigungsarten (21 %). Diese sind um 30 % gestiegen.  Innerhalb der körperlichen Beeinträchtigungsarten nehmen die Beeinträchtigungen der Funktion der inneren Organe beziehungsweise Organsysteme mit 41 % den größten Anteil ein.

1) Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V), Kurzfassung Seite 21 ff

2) Statistische Bundesamt (Destatis)

Schlechte Rahmenbedingungen

Bereits heute ist die angemessene zahnmedizinische Versorgung immobiler Patienten wegen unzureichender Rahmenbedingungen und häufig suboptimaler zahnärztlicher, wie auch pflegerischer Betreuungsmöglichkeiten in Pflegeeinrichtungen und zu Hause nahezu unzureichend. Die künftige Versorgung stellt bekannterweise das gesamte soziale Versorgungssystem und analog hierzu natürlich auch das zahnmedizinische Versorgungssystem in Deutschland vor große Herausforderungen.

Die Entwicklung der Anzahl der Pflegebedürftigen ist nicht nur personell, sondern auch im Hinblick darauf bedeutsam, dass u.a. Parodontitis deutliche Wechselwirkungen zu allgemeinmedizinischen Erkrankungen wie z.B. Herzkreislauferkrankungen, Diabetes mellitus, Lungenerkrankungen sowie Magen-Darm-Störungen aufweist und sich aus den parodontal verursachten Wundflächen im Mundraum Infektionsrisiken für den Körper ergeben. Denn! Was bei unserer Mundgesundheit schief läuft, hat immer auch Auswirkungen auf den gesamten Körper! Die Mundgesundheit ist die Basis einer guten Allgemeingesundheit. Denn wie heißt es so schön: „Gesund beginnt im Mund – Krank sein aber auch!“

Nur 29,8 % der Menschen mit Pflegebedarf können sich nicht mehr selbst um die Pflege ihrer Zähne und Zahnprothesen kümmern und benötigen Hilfe bei der täglichen Mundhygiene. Deshalb sollte diese unserer Meinung nach den neuesten technischen und qualitativen Möglichkeiten entsprechen.

Wer pflegt wie viele